Die Stiftung - Maya-Plisetskaya-Ballettpreis 2005

München/Salzburg, Februar 2006


Die "International Maya Plisetskaya and Rodion Shchedrin Foundation" laden zur erstmaligen Verleihung des Maya-Plisetskaya-Preises an den Choreographen Peter Breuer am Montag, 20. März 2006, um 19:30 Uhr, in das Landestheater Salzburg ein. Peter Breuer - und damit das Tanzensemble des Salzburger Landestheaters - erhält für die Choreographie von "Carmen" den MAYA-PLISETSKAYA-PREIS 2005. Die Preisverleihung findet am 20. März 2006 im Salzburger Landestheater im Rahmen einer "Carmen"-Sondervorstellung statt.

Gemeinsam mit ihrem Mann, dem international renommierten Komponisten Rodion Shchedrin, hat die weltberühmte ehemalige Primaballerina des Moskauer Bolschoi-Theaters, Maya Plisetskaya, vor einigen Jahren eine Stiftung gegründet und 2005 den Maya-Plisetskaya-Preis ins Leben gerufen, um zum einen "begabte junge Künstler, Interpreten, Komponisten, Tänzer und Autoren auf den Gebieten des Balletttanzes und der Musik international zu unterstützen" und zum anderen "die Kunst des Balletttanzes und der Komposition international zu fördern."

Peter Breuer, seit fünfzehn Jahren Ballettdirektor am Salzburger Landestheater, ist der erste Träger dieses neu geschaffenen Ballett-Tanz-Preises der Foundation. Er erhält diese Auszeichnung für seine "herausragende Version" der "Carmen", Plisetskayas ehemaliger Paraderolle. Für sie hat Rodion Shchedrin in den sechziger Jahren seine "Carmen-Suite" komponiert, eine der meist aufgeführten Ballettmusiken des 20. Jahrhunderts, die Peter Breuer in seinem "Carmen"-Tanztheater mit Musik von Edward Elgar und Radio Tarifa kombiniert. Das "Carmen"-Ballett inszenierte Peter Breuer zunächst 2003 für die Oper Dortmund, um es ein Jahr später mit seiner eigenen Truppe in Salzburg aufzuführen. Kennen gelernt hat er die "Carmen-Suite" von Rodion Shchedrin bereits in seiner Zeit als Tänzer an der Bayerischen Staatsoper München. "Damals wusste ich schon, dass ich zu dieser wundervollen Musik einmal selbst einen Ballettabend kreieren möchte", sagt Peter Breuer. 

Der Komponist äußert sich begeistert und lobend über diese "phantastische und erotische" Aufführung, während die Primaballerina Assoluta sich an die Uraufführung der "Carmen-Suite" für Streichorchester und Schlagzeug am 20. April 1967 im Moskauer Bolschoi Theater mit ihr in der Titelrolle erinnert: Damals sei ihre freiheitsliebende Carmen ein Protest gegen die sowjetische Regierung gewesen. Tatsächlich wurde die Aufführung vorübergehend verboten, offiziell weil die Musik von Shchedrin das "Meisterwerk von Bizet verunstaltet". Dabei gibt der Komponist der meisterhaften Opernmusik von Georges Bizet eine neue Gestalt von großartiger Wirkung, lehnt sich näher an die Romanvorlage von Prosper Mérimée an. Dies tut knapp 40 Jahre später auch Peter Breuer, der Shchedrins Musik kombiniert mit den "Enigma Variations" von Edward Elgar (für die Szenen mit dem englischen Lord) und den aktuellen, maurisch angehauchten Songs der spanischen Gruppe "Radio Tarifa" (für die Zigeunerszenen). Im Interview bekennt er, nicht genau gewusst zu haben, wie Shchedrin auf diese Mischung reagieren würde. Aber der stets neuen Stilen gegenüber aufgeschlossene Komponist attestiert dem Choreographen, seine Musik "harmonisch und kontrastreich mit den anderen Musikstücken verquickt zu haben."

Für Maya Plisetskaya ist die "'Carmen'-Inszenierung ein ganz klarer und offensichtlicher Erfolg". Sie selbst hat die große Begeisterung des Publikums erlebt. In ihrer Begründung zur Preisvergabe hebt sie Peter Breuers überzeugendes Aufführungskonzept in der Tradition großer Erzählballette hervor. Sie attestiert dem Choreographen zudem die Fähigkeit, den Tänzern "eine hervorragende Gelegenheit zu geben, all ihre technischen Möglichkeiten darzubieten" und "Peter Breuer gibt der ‚Carmen' ein lebendiges und modernes Gesicht, das es einfach macht, in ihr unsere Zeitgenossin zu erkennen."

Biographie Peter Breuer
www.peterbreuer.com
www.siba-academy.com

Peter Breuer wurde in Tegernsee als Sohn des Pianisten und Dirigenten Peter Bruno Breuer geboren. Mit 11 Jahren begann er mit der Ballett-Ausbildung bei Gustav Blank im Geiste der alten "Petersburger Schule". An der Bayerischen Staatsoper in München trat er bereits mit 15 Jahren als Gruppentänzer auf. Mit 17 Jahren wurde er von Erich Walter als Halbsolist nach Düsseldorf geholt. Ab seinem 18. Lebensjahr war er Solist in Düsseldorf und ab 1967 dort erster Solotänzer. 1969 begann die internationale Karriere als Solotänzer des weltberühmten London Festival Balletts. 1971 führten ihn Gastengagements an die Deutsche Oper Berlin und die Bayerische Staatsoper München. 1973 wurde er festes Mitglied des London Festival Ballets und 1979 beim American Ballett Theatre und der Scala di Milano. Zahllose Gastspiele führten ihn u. a. nach Australien, Südamerika, Südafrika, Spanien, Jugoslawien, Polen, Tschechoslowakei, Frankreich, England, USA, Japan, Philippinen. Peter Breuer gehörte bis in die späten 80er Jahre zu den führenden Tänzern der internationalen Ballett-Szene. Anfang der 80er Jahre entstanden erste Choreographien an ersten Häusern wie Bayerische Staatsoper, Deutsche Oper am Rhein, Staatsoper Unter den Linden, Budapester Staatsoper etc. Seit Beginn der Saison 1991/92 ist Peter Breuer Ballettdirektor des Salzburger Landestheaters. Dort begründete er eine Tradition großer Erzählballette wie "Peer Gynt", "Mozart - Der Gottgeliebte", "Orpheus und Eurydike", "Medea", "Sommernachtstraum", "Othello", "Carmen" und "Tschaikowsky" sowie zahlreiche Uraufführungen, etwa "Nomi", "Therese Raquin" nach Zola, "Die Vier Jahreszeiten", "Bolero" u. a.

Biographie von Maya Plisetskaya

Maya Plisetskaya, oft als Prima Ballerina Assoluta bezeichnet, ist eine Ikone, deren Karriere als Tänzerin und Choreografin 60 Jahre umspannt. Als Spross einer berühmten Tänzerfamilie wurde sie mit einem natürlichen Talent für das Ballett geboren - mit einem wunderbaren Sinn für Balance, der Fähigkeit, lange Schritte und hohe Sprünge zu vollführen, und der nicht erlernbaren Gabe, schier in der Luft zu schweben. Angeborene Musikalität, ein leidenschaftliches Temperament und die Fähigkeit, ihrer künstlerischen Seele durch Bewegung Ausdruck zu verleihen, runden das Profil dieser außergewöhnlichen Künstlerin ab. Maya Plisetskaya ist mehr als nur eine Ballerina - sie ist eine wahre Schauspielerin des Balletttheaters. Ihre triumphale Laufbahn begann bereits während ihres Studiums; nach Abschluss ihrer Ausbildung an der Moskauer Choreografischen Schule wurde sie 1943 ins Ensemble des Bolschoi Theaters aufgenommen. Sie tanzte die klassischen Rollen - angefangen mit Odette/Odile und Kitri - und entwickelte dabei ihren ganz eigenen Stil. Darüber hinaus erfüllte sie die Bühne des Bolschoi Theaters aber auch mit völlig neuem Leben - mit Ballettstücken, die eigens für sie geschrieben wurden. Allen voran ist hier die Rolle ihrer Lieblingsheldin Carmen zu nennen, in der Maya Plisetskaya weltberühmt wurde. Zu den weiteren Parts, die Maya Plisetskaya am Bolschoi tanzte, zählen die Myrtha, Giselle, Raymonda (1945), Zarema (1948), Agina (Spartakus, 1971), Phrygia (Spartakus, 1962), Julia (1961), Prinzessin Aurora (Dornröschen, 1963) und Mechmene (Legende von der Liebe, 1965) sowie die Hauptrollen in den Balletstücken, für die ihr Mann Rodion Shchedrin die Musik komponierte, darunter die der Anna Karenina (1972), Nina Zarechnaya (Die Möwe, 1980) und Anna Sergeevna (Die Dame mit dem Hündchen, 1985).

Maya Plisetskaya leitete von 1983 bis 1984 das Ballett an der Oper von Rom und von 1987 bis 1990 das Ballett des Teatro Lirica in Madrid; einige der Produktionen wurden von dem renommierten Choreografen Maurice Béjart geschaffen. Das vielleicht bekannteste eigens für sie kreierte Ballettstück war La Rose Malade, inszeniert von dem Choreografen Roland Petit. Von 1994 bis 1998 leitete Maya Plisetskaya einen eigenen Ballettwettbewerb in St. Petersburg, und noch heute steht sie zahlreichen Ballettjurys vor und unterrichtet Meisterklassen auf der ganzen Welt. 

Maya Plisetskaya wurde mit den Titeln "Volkskünstlerin der UdSSR" (1959) und "Heldin der Sozialistischen Arbeit" (1985) ausgezeichnet. Sie erhielt den ersten Preis und die Goldmedaille beim 2. Weltjugendfestival in Budapest im Jahr 1949, den Anna-Pawlowa-Preis der Pariser Tanzakademie (1962), den Lenin-Preis (1964), die Pro-Finlandia-Medaille (1968), den Via-Condotti-Preis (1989) und die Goldmedaille für Verdienste um die Kunst, verliehen durch den spanischen König (1990). Sie ist Trägerin des Lenin-Ordens (1967, 1976 und 1985), des Ordre des Arts et des Lettres (1984), des Ordens der französischen Ehrenlegion (1986) und des Großkreuzes der Königin Isabella von Spanien (1991). 1985 wurde Maya Plisetskaya die Ehrendoktorwürde der Sorbonne und 1993 die Ehrenprofessur der Staatlichen Universität Moskau verliehen. Im letzten Jahr erhielt sie den renommierten spanischen Prinz-von-Asturien-Preis.

Begründung der Stifterin Maya Plisetskaya für ihre Entscheidung der Preisverleihung an Peter Breuer:

„Peter Breuers "Carmen"-Inszenierung am Salzburger Landestheater ist für mich ein ganz klarer und offensichtlicher Erfolg. Ich habe nicht gerade wenige Aufführungen von "Carmen" zur Musik von Bizet/Shchedrin auf Bühnen in der ganzen Welt gesehen. Manches war gelungen, manches war weniger interessant. Peter Breuers Choreographie hebt sich von allen Aufführungen jedoch deutlich ab. Das Aufführungskonzept ist überzeugend, die Dramaturgie ist mit viel Talent herausgearbeitet und nähert so weit wie möglich an die Novelle von Mérimée an. Der Ballettmeister gibt seinen Tänzern eine hervorragende Gelegenheit, all ihre technischen Möglichkeiten darzubieten. Er gibt ihnen aber auch eine gute Vorlage, um die Rollen auf der Bühne sehr plastisch und lebendig spielen zu können. 

Dass der Choreograph außer der symphonischen Musik überzeugend und konsequent auch traditionelle Elemente des Flamenco einsetzt, hat mich nicht irritiert. Denn dies macht zum einem die Aufführung als zweiaktiges Stück in ganzer Abendlänge möglich. Zum anderen macht es die choreographische Erzählung authentisch und verleiht ihr das Kolorit des Zigeunerlebens. Und schließlich ist die Titelrolle effektvoll und ausdrucksstark gestaltet. 

Ich habe den großen Erfolg von "Carmen" beim Publikum selbst erlebt. Und mir erscheint es als gerecht und verdient, dass diese Arbeit des Ballettmeisters Peter Breuer gewürdigt und ausgezeichnet wird. Breuer gibt der "Carmen" ein lebendiges und modernes Gesicht, das es einfach macht, in ihr unsere Zeitgenossin zu erkennen.“ (Maya Plisetskaya)