Am 20. und 21. September 2016 fanden zwei Konzerte des Philharmonischen Orchesters der Stadt München unter der Leitung von Valery Gergiev im Gasteig statt. Während des Konzerts konnte das Publikum „Till Eulenspiegels Lustige Streiche“, das 2. Klavierkonzert von Rodion Shchedrin und die 3. Sinfonie von L. van Beethoven hören.
Das 2. Klavierkonzert von Rodion Shchedrin entstand 1966 – vor genau 50 Jahren. Die klassische dreiteilige Gliederung des Konzerts hat der Komponist in diesem Konzert durch die Benennung der einzelnen Teile präzisiert: „Dialoge“, „Improvisationen“ und „Kontraste“. Im ersten Teil des Konzerts hört man eine dodekaphone Folge, ein Klavierrezitativ, das sich wie ein Epigraf anhört. Aus dieser Entwicklung baut sich eine Reihe strenger Dialoge zwischen dem Solisten und dem Orchester auf. In der „Improvisation“ hat Shchedrin als erster in der sowjetischen Musik die Aleatorik verwendet – ein Mittel, das das Prinzip der Zufälligkeit in der Musik nutzt, dadurch den Solisten zu einer Art von Mitautoren macht und diesen nicht nur als einen Handelnden einsetzt. Im virtuosen Scherzo – eine Art Toccata erklingen dessen Hauptthemen in Klavier und Trompete. Das Orchester und der Solist improvisieren und beanspruchen dabei immer mehr Freiheiten. Lediglich gegen Ende des Scherzos beruhigt sich die auffordernde Bewegung und reiht sich wieder in das Schema ein - wie vom Komponisten vorgeschrieben. Der 3. Teil des Konzerts „Kontraste“ beginnt mit Orchesterakkorden, die Glockenklängen einer Uhr gleichen. Der Pianist spielt dazu präludierend ähnliche Läufe, als ob er das Instrument testet. Der sich wiederholende „Glockenklang“ wird durch eine altertümliche Arie der Streicher abgelöst. Darauf plötzlich tritt der Solist wieder in den Vordergrund mit Unterstützung durch Kontrabass-Pizzikati und der kleinen Trommel (man hört die Bluesmelodien des „Modern Jazz Quartetts“ in einer freien Interpretation von Rodion Shchedrin). Der Komponist schreibt einige Jahre später: „Ich wollte eine Opposition unterschiedlicher Musikstile darstellen“, somit hat er - sehr gelungen - die heute herrschende Ästhetik der Postmoderne antizipert.
Nach den Konzertabenden wird der Pianist Denis Matsuev schreiben:
„Ich kann Ihnen kaum die Gefühle eines Menschen wiedergeben, der die Musik in Anwesenheit ihres genialen Autors spielt - darüber hinaus in Zusammenarbeit mit Valery Gergiev – eines der wichtigsten Interpreten der Musik von Rodion Shchedrin. Das ist die Begeisterung und Aufregung und Vorgeschmack auf das gemeinsame Schaffen, die Improvisation und lebhafte Diskussion der Konzerte zur späten Stunde. Shchedrin liebt es, wie Gergiev seine Musik hört und interpretiert, wie er jede einzelne Aufführung besonders angeht. Jury Temirkanov sagte einmal, dass es zwei geniale Komponisten gibt, die den Humor in der Musik perfekt wiedergeben können: Prokofjew und Shchedrin. Ich habe gestern die „Humoreske“ von Rodion Shchedrin nach dem Klavierkonzert aufgeführt -als Tribut zu dieser seiner Eigenschaften.“